Trainierbahn

Veröffentlicht am 24.02.2018 in Wahlen

In der Bürgermeisterwahl in Neuenhagen hat die Debatte um die Trainierbahn eine Rolle gespielt. Wir dokumentieren hier eine Interview der MOZ mit Gerhard Schöningh.

Herr Schöningh, am kommenden Dienstag wollen die Gemeindevertreter in einer Sondersitzung die Veränderungssperre zur Trainierbahn Neuenhagen um ein weiteres Jahr verlängern. Wie gehen Sie damit um, was bedeutet das für Sie und wurden Sie eingeladen?

In dem Beschlussantrag der Franktion DIE LINKE geht es darum, die erst für zwei Jahre geltende, bereits um ein Jahr verlängerte Veränderungssperre jetzt noch ein weiteres Mal um ein Jahr zu verlängern. Mit dem Erlass soll für das Areal der Trainierbahn „eine Sperrwirkung für bauliche und sonstige Maßnahmen sowie für erheblich wertsteigernde Veränderungen“ geschaffen werden, so steht das in der Beschlussvorlage. Da ich aber keine immobilienwirtschaftliche Ausschlachtung des Trainierbahngeländes oder kleinteilige Zerstückelung und Grundstücksverkäufe für neue Wohnhäuser vorhabe, wie es mir im Wahlkampf einfach unterstellt wird, hat es keine praktische Bedeutung für mich. Man möchte etwas verhindern, was ich gar nicht will. Leider wurden wir nicht zu der Sondersitzung eingeladen.

 

Verstehen Sie die Ängste der Neuenhagener Trainierbahnfreunde?

Nein. Um es nochmal zu sagen: Ich verfolge keine Wohnbebauung oder ähnliches im Innenoval der Trainierbahn. Eine Aufhebung des Landschaftschutzes ist nicht beabsichtigt, wir haben auch keine entsprechenden Anträge gestellt. Gleiches gilt für das Innenfeld und Geläuf der Rennbahn Hoppegarten. Ich finde es erstaunlich, dass dies von einer Partei im Wahlkampf wiederholt behauptet wird. Hier wird ohne Grundlage Stimmung gemacht und Ängste in der Bevölkerung geschürt.

Eine weitere Sorge ist die Frage der öffentlichen Nutzung der Trainierbahn. Die Trainierbahn ist privates Eigentum. Sie wurde erbaut zum professionellen Training von Rennpferden und wird heute von Freizeitreitern mitgenutzt. Ich habe sie 2015 erworben, um sie als professionelle Trainieranlage wiederzubeleben, Freizeitreiterei eingeschlossen. Das Ziel des Grünordnungsplans für die Trainierbahn ist – ich zitiere –, „die herausragende Erholungsfunktion (der Trainierbahn) zu sichern und zu entwickeln“, erst ganz am Ende heißt es: „Dabei ist die Nutzung für den Pferdesport weiterhin ausdrücklich erwünscht.“ Wenn Sie zum Beispiel eine Gärtnerei kaufen und betreiben wollen und die Gemeinde Ihre Gärtnerei per Grünordungsplan für die öffentliche Naherholung sichern und entwickeln will und Ihnen dann noch sagt, eine Nutzung als Gärtnerei sei ausdrücklich erwünscht, wie fänden Sie denn das? Ich danke Herrn Kellermann für seine klaren Worte in Ihrer Zeitung: „Das, was hier zurzeit probiert wird, kommt einer Enteignung gleich.“

 

Es geht das Gerücht, dass Sie die Trainierbahn eventuell verkaufen wollen. Stimmt das?

Nein. „Die Trainierbahn wird für Sie zu einem Albtraum“, diese Drohung kam aus einer Fraktion. Solche Drohungen beeindrucken mich nicht.

 

Wenn nein, was haben Sie mit dem Areal konkret vor und in welchen Zeiträumen?

Die Trainierbahn ist mittel- bis langfristig gesehen die Flächenreserve für die Ausweitung des Trainingsbetriebes für Rennpferde. Ich sah bislang keinen Handlungsbedarf, die bisherige Situation einschließlich der Duldung der öffentlichen Nutzung zu verändern. Dann hat aber die Gemeinde Neuenhagen 2014 ihren 1. Entwurf eines Grünordnungsplanes vorgelegt, der die Trainierbahn als denkmalgeschützte Betriebsstätte für den Pferdesport einfach „übersah“. Damit ist die Gemeinde im Beteiligungsverfahren komplett und folgerichtig gescheitert. Danach kam es zu Gesprächen. Wir haben im August 2015 einen konstruktiven Vorschlag zur weiteren planerischen Behandlung der Trainierbahn gemacht. Dieser beinhaltete die Überlegung, die Trainierbahn in Gänze außerhalb der Trainingszeiten für die Öffentlichkeit weiterhin offen zu halten sowie die äußere Sandbahn der Gemeinde als uneingeschränkt öffentlich nutzbaren Wanderweg anzubieten. Stallanlagen sollten außerhalb der Trainierbahn auf dem Gutsgelände entstehen. Dieser gute und mit allen Fraktionen der Gemeindevertretung zuletzt im September 2015 positiv diskutierte Weg des Interessensausgleichs war bis zum Jahr 2017 Stand der Dinge und hätte in entsprechende Verträge gegossen werden müssen. Ein auf nicht wahren Behauptungen einzelner Gemeindevertreter beruhender Antrag, ich würde die Trainierbahn abholzen und bebauen, brachte den Planungsprozess der Gemeinde danach wieder ins Stocken.

 

Vor der Auslegung des Grünordnungsplanes gab es massive Veränderungen auf Beschluss der Neuenhagener Gemeindevertreter. Es wurde von der Gemeindeverwaltung befürchtet, dass Sie nun „dicht“ machen und die Öffentlichkeit aussperren. Wie reagiert Gerhard Schöningh tatsächlich?

Dicht machen werde ich nicht, auch möchte ich niemanden aussperren, sondern zügig eine Lösung finden, bei der die Erfordernisse des Rennpferdetrainings Priorität haben. Ich bin bereit, eine geregelte Nutzung durch weitere Gruppen ebenfalls zur ermöglichen. Es sollte selbstverständlich sein, dass die Gemeinde die dadurch entstehenden Kosten übernimmt.

 

Was sollte aus Ihrer Sicht nun geschehen?/Wie geht es nun weiter?

Erst einmal sollten wir die Wahl des/der neuen BürgermeisterIn abwarten, dann müssen wir neu verhandeln. Der Region täte eine Persönlichkeit gut, die nicht mit Gerüchten, falschen Behauptungen, Stimmungsmache und Drohungen agitiert, sondern konstruktiv kommuniziert und auf Dialog und Verhandlungen setzt. Auch bringen uns wenig sinnhafte Verbote und Planungsinstrumente nicht weiter.

 

Vor kurzem haben Sie dem Hoppegartener Bauausschuss Rede und Antwort gestanden, als es um Ideen zur Galopprennbahn ging. Werden Sie einen solchen Informationsabend auch den Neuenhagenern anbieten?

Ja, dazu bin ich bereit. Auch In der Vergangenheit waren wir immer gesprächsbereit. Offenbar müssen wir unsere Positionen und Pläne klarer, breiter und öfter kommunizieren. Wir haben Liegenschaften in zwei Gemeinden. Mit Neuenhagen über die Trainierbahn und mit Hoppegarten über die Rennbahn zu reden, ist aber nicht zielführend, wir müssen immer die Gesamtstrategie für die Liegenschaften in beiden Gemeinden vermitteln.

 

Wenn Sie eine Glaskugel hätten und etwa fünf bis zehn Jahre nach vorn schauen könnten. Was sehen Sie in Hoppegarten? Was sehen Sie in Neuenhagen?

Das mit der Glaskugel ist nicht so mein Ding. Und von nichts kommt nichts. Meine Pläne sind nur Träumerei, wenn nicht alle – Rennbahn, Hoppegarten und Neuenhagen – an einem Strang ziehen. Wir sind jetzt in einer entscheidenden Phase, um die Weichen für die Zukunft zu stellen.